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📌 Frage:

Seit ein paar Wochen besteht die Vermutung, dass einer meiner Schüler (15j), «mehr als nur Zigaretten» raucht. Vor allem nach der Mittagspause dreht er richtig auf, ist äusserst kommunikativ und macht witzige Sprüche. Zwischendurch ist der Duft von gerauchtem Cannabis zu riechen. Er ist ein durchschnittlich bis guter Schüler. Und nun, was tun?

🔦  Experten-Antwort:

Da sein Verhalten eher unauffällig und seine Leistungen gut sind, haben Sie bisher nicht reagiert, aber denken wohl, es ist nun an der Zeit zu reagieren. Das finde ich wichtig, darum nur Mut! Folgendes Vorgehen könnte helfen:

  • Bitte beachten Sie zunächst als Vorbereitung im KrisenKompass® PLUS das Thema "Kommunikation bei heiklen Themen" und "Verdacht auf Sucht".

🔎   Konkret:

  • Konfrontieren Sie erst danach den Schüler in einem vertraulichen Erstgespräch mit Ihren Beobachtungen resp. mit allfälligen Gerüchten, Bemerkungen, Klagen anderer und allenfalls Ihrer ehrlichen Sorge um seine Gesundheit. Weisen Sie dabei auf die Gefährdung der Sicherheit (z.B. beim Werkunterricht oder im Sport) und die in Ihrer Schule geltenden Regeln hin.
  • Option 1: der Schüler nimmt Stellung, streitet allenfalls ab, verharmlost. Zu diesem Zeitpunkt gilt die Unschuldsvermutung.  Zudem sind die Leistungen des Schülers bisher gut. Darum werden noch keine Sanktionen ausgesprochen. Dennoch bestehen Sie auf der Einhaltung der Regeln und geben ihm die Chance, Sie und „die Schule“ ab sofort davon zu überzeugen, dass dieser während den Pausen weder kifft noch andere Drogen konsumiert (> Es gibt keine Gerüche mehr, kein auffälliges Verhalten, keine Bemerkungen / Klagen von Anderen). Falls es in den nächsten 7 Tagen dennoch schwierig wird, diese eben besprochenen Regeln zu befolgen, soll der Schüler selbstständig das Gespräch mit Ihnen suchen, um gemeinsam eine Lösung zu finden.
  • Option 2: der Schüler gibt zu, dass er kifft oder andere Drogen nimmt und verharmlost sein Verhalten. Dann bestehen Sie auf der Einhaltung der Regeln und verlangen von ihm, Sie ab sofort davon zu überzeugen, dass er während den Pausen weder kifft noch andere Drogen konsumiert. Als erste Sanktion schlagen wir vor, dem Schüler eine Probezeit von 7 Tagen zu gewähren, danach die Erziehungsberechtigten zu informieren und so rasch wie möglich gemeinsam das weitere Vorgehen zu besprechen.

  • Option 3: angenommen Ihr Schüler gibt zu, dass er kifft oder andere Drogen nimmt und signalisiert den Wunsch nach Hilfe, wird diese Thematik bereits im Erstgespräch aufgenommen. Dann geht es bereits um eine Lösungsfindung. Denn suchtgefährdete Menschen haben oft mit grossen persönlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Jede weitere Schwierigkeit erhöht das Risiko, in die Abhängigkeit abzugleiten. Deshalb sollte nach Möglichkeit gemeinsam mit der Schulleitung / Behörde die Fortsetzung der Schulpflicht - allenfalls begleitet durch einen Entzug - angestrebt werden.
🚩  Bei allen drei Optionen wird das jeweilige Erstgespräch protokolliert und von beiden Anwesenden unterschrieben. Dazu erstellen Sie eine Kurzdokumentation zuhanden der Schulleitung und Behörde. In der Folgewoche wird das gemeinsame Zweitgespräch wieder aufgenommen und das weitere Vorgehen geklärt. Falls der Jugendliche weiterhin Drogen konsumiert, werden die Erziehungsberechtigten informiert und zum Gespräch eingeladen. Ziel dabei ist dann, die Schul- und Lebenssituation zu beleuchten und allenfalls Veränderungspotential zu identifizieren.
 

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